Vorbereitungen zum Ehemaligenfest

1996 war es wieder soweit: Das Große Ehemaligenfest des Spohn-Gymnasiums stand an. Wenn ich mich richtig erinnere, war es 1980 beim 100jährigen Jubiläum unserer Schule, als man sich vornahm, alle vier Jahre die Ehemaligen zu einem Treffen einzuladen. Bis jetzt haben wir diesen Vorsatz durchgehalten und damit schon eine Tradition begründet.

Die Vorüberlegungen für die Organisation begannen schon ein Jahr vorher. Wo sollte das Fest stattfinden und wann genau? Wo? Viele Alternativen gibt es nicht. Wieder im »Kreuz« in Bavendorf? Nachteil: liegt außerhalb. Wann? Wieder Anfang Oktober wie bisher immer? Nachteil: Die Sommerferien gehen erst Mitte September zu Ende; der Vorlauf für die Festvorbereitungen erscheint zu kurz. Außerdem: knapp zwei Monate später steht das traditionelle Schulfest an – und zwei Feste so kurz hintereinander, das hätte unsere Kräfte überschritten und den Unterricht zu sehr gestört.

Schließlich kam Herr Boenchendorf auf die Idee: Wir legen Schulfest und Ehemaligentreffen auf das gleiche Wochenende, und alles findet in der Schule statt. Man kann nicht sagen, daß alle hellauf begeistert waren. Zweifel tauchten auf: Können wir dies alles organisatorisch bewältigen? Können wir beim Ehemaligentreffen einige hundert Gäste mit Essen und Trinken versorgen? Sind die Verkehrsverhältnisse Ende November nicht zu unsicher? Trotz allem: Es schien den meisten die beste Lösung zu sein. Wir ließen die Sache auf uns zukommen.

Noch vor den Sommerferien mußten die ersten Vorbereitungen anlaufen. Mit Ehemaligen, die bei der geplanten Soiree möglicherweise zur Programmgestaltung beitragen könnten, wurde Kontakt aufgenommen. Und dann vor allem die Frage: Wie benachrichtigen wir die Ehemaligen? Jedes Mal das gleiche Problem! Herrn Boenchendorf kam (wieder einmal) eine gute Idee: Wir drucken kleine Einladungskärtchen, die wir beim Rutenfest verteilen.

Die Aktion war ein voller Erfolg. Es war schon im neuen Schuljahr, als wir an einem Wochenende versuchten, telefonisch Kontakt zu Ehemaligen aufzunehmen, die wir als »Multiplikatoren« einspannen wollten. Es war mühsam und interessant zugleich. Schließlich schalteten wir einige Wochen vor dem Fest noch eine Anzeige in der »Schwäbischen«, mit der wir weitere Ehemalige zu erreichen hofften. Klar: Alle, die an dem Treffen interessiert gewesen wären, haben wir nicht erreicht. Das tut uns leid, aber wir haben unser Bestes getan. (Nächstes Mal, wenn alle Welt am Internet ist, haben wir’s leichter!)

Nach den Herbstferien liefen die Vorbereitungen dann auf Hochtouren. Wir wollten unseren Ehemaligen Essen anbieten. Was wollen wir anbieten? Wer liefert das Essen? Wieviele Portionen brauchen wir? Wie organisieren wir die Essensausgabe? Können wir das städtische Geschirrmobil mieten? Das ist nur ein kleiner Teil der Fragen, die sich uns stellten.

Generalstabsmäßig organisierte Herr Boenchendorf die Vorbereitungen: die Bestuhlung, das Herrichten der Klassenzimmer und der Aula, Verkauf der Essenbons, Getränke- und Essensausgabe, Aufbau und Besetzung der Bars, und, und, und … Alle Kollegen, die ganze Oberstufe und große Teile der Mittelstufe wurden für die verschiedensten Dienste eingeteilt.

Parallel dazu bereiteten die Klassen ihre Beiträge zum Schulfest vor, und unterrichtet wurde auch noch so gut es eben ging.

Die Soiree

Mit Sorge verfolgten wir und sicher viele »treue Spohnfans«, wie am Freitagnachmittag heftiger Schneefall einsetzte und das Autofahren erheblich erschwerte. Von »Spohn-Wetter« konnte keine Rede sein. Es war schon ein Wunder, daß so viele Besucher kamen – und auch fast alle, deren Mitwirkung am Programm der Soiree eingeplant war.

Und so begann eine Soiree, die bei aller Improvisation – oder vielleicht auch gerade deswegen – alle Besucher in ihren Bann zog. Waren die Vorstellungen der aktiven und ehemaligen Schüler vor der Pause schon Spitzenklasse, so begeisterten die Lehrer das Publikum mit dem »Pausenhof-Rap«. Sie schlüpften in Rapper-Kluft und präsentierten sich mit Rap-Melodien als frustrierte Schüler, die die Pausenaufsicht »ätzend« finden.

Eine Steigerung der Begeisterung schien schien kaum möglich. Robert Wieland schaffte dieses Kunststück; er verzauberte das Publikum im wahrsten Sinne des Wortes (Frage nach der Soiree: »Der Robert Wieland ist doch Profi, oder?« – für Neugierige die Antwort: »Nein, der beschäftigt sich beruflich mit der Entwicklung von Computerbausteinen.«) Und noch einmal tobte die Halle beim Auftritt von Sebastian Ströbel alias H. Wagner, der – das sei hier angemerkt – Sebastian selbst zu dieser Parodie animiert hatte.

Insgesamt war es ein gelungener Auftakt zu einem festlichen Spohn-Wochenende. Besucher, Akteure und Organisatoren werden mit Zufriedenheit an diesen Abend zurückdenken.

Programm

(wie es wirklich ablief)
Freitag, 29. 11. 1996, 19.30 Uhr, in der Spohn-Halle

G. Ph. Telemann: Sonate F-Dur
[Name], Flöte; [Name], Klavier
Paul Hindemith: Ragtime
Johannes Lauer (Kl. 9), Klavier; [Name], Klavier
A. Lotti Pur dicesti
[Name], Gesang; Rainer Böhm (JGSt. 13), Klavier
W. A. Mozart: »Die Gärtnerin aus Liebe«, daraus »Was kümmern mich die Sorgen«
[Name], Gesang; [Name], Klavier
Peter Cornelius: »Der Christbaum«
[Name], Gesang; Rainer Böhm (JGSt. 13), Klavier
Zwei Jongleure
[Namen]
Laudatio auf Olaf Schnürer (Bundessieger im Bundeswettbewerb Informatik)
Helmut Wagner
Drei Jazz-Standards (u. a. Summertime von G. Gershwin)
[Name], Klarinette; Rainer Böhm (JGSt. 13), Klavier; [Name], Gitarre
Eine Prise Schwarzen Theaters
Theatertruppe um [Name]
Pause
»Hallo, Django«; »Pausenaufsichts-Rap«
Zwölf Lehrerinnen und Lehrer; begleitet von Lars Trebing (Kl. 11), Kontrabaß
Zauberei
[Name]
Parodie von H. Wagner
Sebastian Ströbel (Abitur 1996)
Peter Finger: Irische Landschaften
[Name], Gitarre
Gabriel Marie: »La cinquantaine«
[Name], Cello; Rainer Böhm (JGSt. 13), Klavier

Schulfest

Ganz ungewöhnlich für eine Schule ging es am Samstagmorgen im Spohngebäude zu, war doch – wie Herr Boenchendorf in seiner Eröffnungsrede einräumte – die ganze Schule im »Dauerstreß«. Überall sah man lange vor dem offiziellen Beginn geschäftige Schüler und Lehrer über die Gänge eilen. Hier wurde noch ein Vorhang zurecht gezurrt oder ein Text aufgeregt geübt, dort ein Verlängerungskabel für eine Kaffeemaschine gesucht oder ein Tisch mit Tannenreis dekoriert. Dann ging’s los. Schade, daß das Fest um 13 Uhr schon zu Ende war. Auch der eifrigste Festbesucher konnte nur einen Teil des Angebots nutzen, selbst wenn er sich nur einen kurzen Aufenthalt im Bistro oder im weihnachtlich dekorierten Café gönnte.

Was die einzelnen Klassen zum Schulfest beitrugen, ist aus der folgenden Aufstellung zu entnehmen:

5a »Schon mal so gelacht?« (Spaßshow)
5b »Das Spohn-Gespenst« (selbstgedrehter Videofilm)
6 »Der Halsabschneider« und »Der Zaubervogel«
7a »Asterix der Gallier«
7b »Selten so gelacht«
9 »Pyramus und Thisbe«
10 Parodie auf eine Fernsehshow; »Eheschule«
11 »Das lange Weihnachtsmahl« (Theaterstück von Thornton Wilder)
12 Kistenstapeln

Die Mädchen (aus den Klassen 7 und 9) der Tanzgruppe von [Name] boten Schwarzes Theater vom Feinsten. [Namen] luden zu einem Ausflug in die Vergangenheit ein; sie hielten für ehemalige Schüler eine Latein- bzw. Griechischstunde.

Die Klassen 6 und 8 – das ist schon »Tradition« – betrieben ein Café und ein Restaurant, wo man sich nicht nur zum Essen und Trinken, sondern auch zum gemütlichen Plausch einfand.

Die SMV, die zusammen mit der Schulleitung das Fest vorzüglich organisiert hatte, freute sich über den guten Besuch, durch den ein Einnahmenüberschuß von 1810 DM erzielt werden konnte; dieser Betrag wurde – noch aufgestockt von der Stadt Ravensburg – dem Deutschen Aussätzigen-Hilfswerk gespendet.

Sportnachmittag

Mit dem Aufräumen nach dem Schulfest konnte man sich nicht viel Zeit lassen, denn schon um 14.30 Uhr ging es weiter mit einem Volleyball- und einem Fußballturnier, an dem sich neben Mannschaften der aktiven Schüler und der Lehrer vor allem Mannschaften der Ehemaligen beteiligten, letztere zumeist aus Abiturienten der verschiedenen Jahrgänge zusammengewürfelt. Allzu verbissen ging es dabei nicht zu, kam es doch für die Ehemaligen vor allem darauf an, einmal wieder mit den früheren Schulkameraden an alter »Wirkungsstätte« zusammenzuspielen.

Beim Fußballturnier errang das Team 93/95 um [Name] einen knappen Endspielsieg gegen die immerhin schon fast 40jährigen Oldies um [Name]. Mit hochmotivierten Gegnern hatte es naturgemäß die Lehrermannschaft zu tun, die sich trotz ihres schließlich letzten Platzes recht achtbar schlug. Besondere Erwähnung verdienen dabei [Namen], die mehrfach Szenenapplaus ernteten.

Über das Volleyballturnier schreibt [Name]: »Noch immer kann man sich auf die vielen ehemaligen Spieler aus der Volleyball-AG verlassen. Man rief sie zum Ehemaligen-Turnier, und sie kamen in Scharen: als Einzelspieler oder als komplette Jahrgänge, mit unübersehbarem Bauchansatz oder nach wie vor schlank und rank, in jedem Fall aber wie eh und je mit viel Spielfreude. Auf drei Spielfeldern zugleich spielten und kämpften neun Mannschaften gekonnt und engagiert um jeden Ball. Den Turniersieg erkämpfte schließlich der Abi-Jahrgang 91 um [Name]; die Lehrermannschaft (eine gute Mischung aus Oldies und Youngsters) belegte einen respektablen 4. Platz.«

Das Ehemaligenfest

Um 19 Uhr begann das Ehemaligenfest; Schluß war um halb vier, als [Name] auch die letzten Unentwegten zum Aufbruch bewegen konnte. In den Stunden dazwischen kam es zu vielen herzlichen Begegnungen zwischen alten Schulkameraden und zwischen ehemaligen Schülern und Lehrern. Viele haben sich stundenlang in der Aula stehend unterhalten, ein Glas Wein oder Sekt oder Bier in der Hand. Andere hatten sich mit ihren alten Kameraden in eines der freundlich hergerichteten Klassenzimmer im ersten Stock zurückgezogen. Dort ließ es sich gemütlich Erinnerungen austauschen – der Genius loci half dabei –; nebenher konnte man in aller Ruhe sein Kassler mit Salat verspeisen. Zu vorgeschrittener Stunde animierte die Disko-Musik einige Hochgestimmte sogar zum ausgelassenen Tanzen.

Wen man auch immer in den nächsten Tagen nach seinem Urteil zum Ehemaligenfest fragte, die Antwort lautete immer etwa so: »Gut war’s! Und das nächste Mal bitte wieder so!« Beim Veranstalter hat man’s gerne gehört; die viele Mühe hat sich gelohnt!


Helmut Wagner (Impressum). Letzte Änderung: 2. Oktober 2003, Lars Trebing.